Standpunkt: Sind Förderschüler weniger wert?

Seit Jahren gibt es im saarländischen Bildungssystem eine Ungerechtigkeit, die dringend beseitigt werden muss. Während an vielen Grundschulen und an weiterführenden Schulen am Nachmittag und in den Ferien eine Betreuung für die Schüler zu vernünftigen Preisen angeboten wird, gibt es dies für die meisten Förderschulen nicht.

Hier müssen die Eltern bzw. in vielen Fällen die Mütter sich ab dem frühen Nachmittag, sehr oft an zwei Tagen die Woche auch schon zur Mittagessenszeit, bereithalten, um ihre Kinder wieder zuhause zu betreuen. Die Folgen sind klar: Unter diesen Bedingungen ist maximal eine Halbtagsbeschäftigung möglich, in vielen Fällen ist damit Altersarmut vorprogrammiert.

In den wenigen Schulen, in denen nachmittags und in den Ferien ein Hort angeboten wird, müssen die Eltern mehr bezahlen als an Regelschulen. Und sie müssen von Jahr zu Jahr bangen, wer die Transportkosten für den Heimweg übernimmt. Bisher hat das zweimal das Sozialministerium übernommen, aber ob das weiter so bleiben wird, ist ungewiss.

Das Angebot müsste auf alle saarländischen Förderschulen ausgeweitet werden. Und die Verantwortlichen sollten rechtzeitig daran denken, dass es an den Schulen einen wachsenden Bedarf geben wird, denn die meisten Schüler bleiben von der ersten Klassenstufe an im Hort und jedes Jahr kommen neue Schüler hinzu. Hinzu kommt, dass die Horte Angebote von spezialisierten Trägern sind: Die Betreuer müssen also immer aufpassen, wie sie sich in den Räumlichkeiten der Schule bewegen und nichts kaputt geht – ein unhaltbarer Zustand.

In einem inklusiven Bildungssystem sollte jede Schule ein inklusives Nachmittags- und Ferienangebot vorhalten. Die Benachteiligung der Förderschüler und ihrer Eltern muss schnellstmöglich ein Ende haben.