Kategorie Gesundheit

VdK-Mitglied litt monatelang an chronischer Müdigkeit

Etliche Covid-Erkrankte leiden unter den Folgen. So wie die 52-jährige Kerstin Seyler, die sich langsam in ihr Arbeitsleben zurück kämpft.

Schon kurze Spaziergänge sind anstrengend: Viele Covid-Erkrankte klagen nach einer Infektion über schnelle Erschöpfung. © Unsplash

Sechs Stunden am Tag, dazwischen eine Pause – mehr ist derzeit noch nicht drin. Kerstin Seyler ist Pflegeberaterin bei einem Pflegestützpunkt und in der Wiedereingliederung. Fünf Monate nach ihrer Corona-Infektion im November geht es langsam wieder bergauf, sagt die 52-Jährige.

Das VdK-Mitglied aus Sankt Wendel erinnert sich genau: Es begann an einem Wochenende mit Husten und Schnupfen, „wie bei einer Grippe, man hat sich nichts dabei gedacht“. Zu älteren Personen in ihrer Umgebung hielt sie sicherheitshalber Abstand. Dann kamen die Kopfschmerzen dazu. Am Dienstag der Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn, Test-Ergebnis: positiv. Am Mittwoch konnte sie wegen des Schwindels kaum noch aufstehen, ab Donnerstag lag sie flach. Kein Fieber, kein Halsweh, dafür Kopf- und Gliederschmerzen und Übelkeit. Dazu die Angst, dass es wegen des Asthmas schlimmer werden könnte. Und eine chronische Müdigkeit, die mehrere Monate anhalten wird.

Eine Freundin bringt ihr Blumen vorbei, um sie aufzuheitern, andere Freunde versorgen die Familie mit Lebensmitteln und kleinen Aufmerksamkeiten, denn auch Seylers Mann Ralf (59) und ihre Tochter sind positiv. Die 27-jährige Intensivkrankenschwester hatte wie ihre Mutter keinen leichten Verlauf – sie leidet immer noch unter Muskelschmerzen in den Beinen sowie Atemnot und war ebenfalls mehrere Monate krankgeschrieben. „Laut Lungenfacharzt ist die Lunge zwar soweit in Ordnung, aber chronisch erschöpft“, sagt Seyler. Ihr Mann Ralf Seyler hatte keine so starke Infektion, doch leidet auch er unter Konzentrationsproblemen und Kurzatmigkeit, die sich zuletzt sogar noch verschlechtert hat.

Grenzerfahrung

Kerstin Seyler ist froh, dass sie nicht ins Krankenhaus musste. Dennoch war Corona für sie eine Grenzerfahrung. In den ersten Wochen nach der Infektion konnte sie sich kaum länger als zehn Minuten auf den Beinen halten. „Ich hatte keine Atemnot, aber die Beine begannen zu zittern. Ich war schnell so erschöpft, dass ich mich direkt hätte hinlegen können“, sagt die 52-Jährige. Zudem leidet sie unter Konzentrationsproblemen – bis heute. „Je länger ein Gespräch dauert, desto mehr musste ich nach Worten suchen. Auch meine Schrift war anders als vorher. Das hat mir Angst gemacht.“ Ihr Hausarzt empfiehlt ihr Ruhe und kurze Spaziergänge an der frischen Luft, zudem nimmt sie Vitamin-Präparate. Sollte ihr Zustand sich nicht verbessern, erwägt sie, eine Reha zu machen.

Immerhin kommt der Geschmackssinn langsam wieder – jedoch kann sie bestimmte Dinge wie scharfen Senf, den sie früher mochte, nicht mehr riechen. Oder sie nimmt Kanalgeruch war, wo gar keiner ist. „Aber alles ist besser, als gar nichts zu riechen und zu schmecken“, sagt Seyler. Sie hofft, dass sie bald wieder wie früher ist. „Ich bin eigentlich ein Mensch, der mehrere Dinge auf einmal machen kann und jetzt fällt es schwer, eine Sache zu erledigen. Es frustriert mich sehr, weniger Kraft zu haben. Corona hat mich ausgebremst.“