Kategorie Wohnen Barrierefreiheit

Die Wohnung altersgerecht umbauen

Wie können Altbauten mit geringem Aufwand so umgebaut werden, dass ältere Menschen möglichst lange darin wohnen können und welche Förderprogramme gibt es? Darüber informiert Architekt Manfred Reuber in seiner Sprechstunde VdK-Mitglieder immer freitags. 

© I-Stock

Ob Badumbau, die Beseitigung von Stufen, zu enge Türen oder Rampen – beim Umbau von Wohnungen sieht sich Manfred Reuber sieht sich als Lotse. Er weist auf die unterschiedlichen Fördermöglichkeiten und wirft als Architekt einen zweiten Blick auf Bauvorhaben oder ausgefüllte Anträge. Wichtig ist ihm dabei, ganz genau auf die persönliche Ausgangssituation der Person und den Standort zu schauen. „Wie ist die Infrastruktur vor Ort? Gibt es in der Nähe einen Pflegedienst? Wie ist die Anbindung an Bus und Bahn, zu Einkaufsmöglichkeiten, Kulturangeboten und zu einer ärztlichen Versorgung? Macht es überhaupt Sinn, teure Umbauten in Gang zu setzen, wenn man nach ein paar Jahren feststellt, dass es doch nicht geht und man doch umziehen muss? Deshalb sollte zuerst geklärt werden, ob sich der Aufwand lohnt und genau hinterfragen, welche körperlichen Einschränkungen zu erwarten sind“, sagt Reuber. 

Das häufigste Thema in der Beratung ist der Umbau eines Bades. Eine Badewanne gegen eine bodengleiche Dusche zu ersetzen, ließe sich in Altbauten relativ gut umsetzen. Die Kosten lägen hier bei rund 5000 Euro. Wichtig sei dabei, dass die Badezimmertür sich nach außen öffnen ließe, damit Rettungskräfte im Fall eines Sturzes nicht durch die am Boden liegende Person gehindert werden. 

Ein weiteres Thema ist die Beseitigung von Stufen oder Treppen vor oder im Haus. „Im Saarland dominieren Altbauten, die oft etliche Stufen vor dem Hauseingang haben. Hier eine Rampe zu bauen, die weniger als sechs Prozent Steigung hat, ist oft schwierig, weil der Platz fehlt. Alternativ kann ein Aufzug installiert werden“, sagt Reuber. 

Auch wenn der Bad-Umbau mit 90 Prozent der Anfragen den Klassiker darstellt, gäbe es noch viele andere Maßnahmen, um Barrieren und mögliche Sturzgefahren zu reduzieren. Zum Beispiel Bodenbeläge: Diese sollten rutschhemmend und reflexionsarm sein, für das Bad gibt es zudem spezielle Antirutschmatten. Eine weitere Sturzgefahr stellen Teppichkanten dar. Reuber rät dazu, Türschwellen zu vermeiden. „Bereits bei einer Höhe von fünf bis zehn Millimetern wird es schwierig, Türschwellen mit dem Rollator zu überwinden.“ Ebenfalls wichtig: Wenn eine Person auf einen Rollstuhl oder ein Pflegebett angewiesen ist, müssen die Räume ausreichend groß und die Türen breit genug sein. 

Barrierefrei umbauen heißt nicht nur das Überwinden von Hindernissen, es geht auch darum, mehr Platz zu schaffen. Wobei bei dem Begriff „barrierefrei“ Vorsicht geboten ist: Im privaten Wohnbereich bedeutet barrierefrei nicht automatisch, dass die Wohnung auch mit einem Rollstuhl nutzbar ist. Denn für einen Rollstuhl müssen die Bewegungsflächen größer sein: 1,50 mal 1,50 Meter. Eine „barrierefreie“ Wohnung muss hingegen nur über Flächen von 1,20 mal 1,20 Meter verfügen. Gleiches gilt für Türbreiten: für barrierefreie Wohnungen genügen 80 Zentimeter, für den Rollstuhl sind 90 Zentimeter nötig. 

Um die Orientierung zu verbessern, sollten Treppenkanten mit Markierungen oder einer Beleuchtung versehen werden. Lichter mit Bewegungsmelder unterstützen dabei, den Weg zum WC nachts zu beleuchten, um Stürze zu vermeiden. „Im Alter lässt die Sehkraft stark nach, so dass die doppelte Leuchtstärke benötigt wird“, sagt Reuber. An den Wänden sollten Haltegriffe installiert werden, um ein Abstützen zu ermöglichen. 

 „Hier zeigt sich, dass schon kleine Maßnahmen, die nicht viel Geld kosten, deutlich mehr Barrierefreiheit herstellen können“, sagt Reuber. Er empfiehlt, einen Abstell-Platz für den Rollator oder Rollstuhl einzuplanen, damit dieser nicht im Weg herumsteht. 

Mehr Infos zum Thema Barrierefreiheit gibt es im „Ratgeber für ein barrierefreies Leben“ des VdK Saarland mit Tipps rund um Wohnen, Mobilität, Reisen, Nachteilsausgleiche, Hilfen im Alltag und Rechtsansprüche- sowie Grundlagen. Den Ratgeber erhalten Sie in den VdK-Sozialberatungszentren oder im Internet. 

Infos zur VdK-Sprechstunde

Die Sprechstunde zum barrierefreien Umbau findet immer freitags von 9.00 Uhr bis 12.30 Uhr im Sozialberatungszentrum Saarbrücken in der Dudweilerstraße 24 statt. Mitzubringen sind: Fotos der Räumlichkeiten sowie Bau-Unterlagen, beispielsweise Pläne oder Angaben zur Statik und Kostenvoranschläge. Was Manfred Reuber nicht leisten kann, sind Vor-Ort-Begehungen, Empfehlungen für Handwerker oder die Übernahme einer Bauleitung. 

Terminvereinbarung unter (0800) 835 7227

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