Kein Bus zur Schule
Obwohl viele Schüler in Nachbarorten wohnen, sind die Busverbindungen zum BBZ Hochwald in Nunkirchen schlecht. Viele kommen deshalb zu spät. Mit ihrem kritischen Kommentar haben vier Schüler den VdK-Sozialpreis gewonnen.
Drei Mal hat der Fachoberschüler Niklas Schäfer es erlebt, dass der Bus an ihm vorbeifuhr. „Dann habe ich bis zu zwei Stunden gewartet. Wenn es dunkel ist, habe ich mit der Taschenlampe gewunken, damit mich der Busfahrer auch sieht.“ Lange Zeit fuhr der gebürtige Weiskicher mit seinem Vater mit, der in Nunkirchen arbeitet, wo sich auch das BBZ Hochwald befindet. Inzwischen hat der 18-Jährige einen Führerschein und fährt selbst mit dem Auto zur Schule.
Und da er nicht der einzige ist, der Probleme mit den Busverbindungen hat, nimmt er drei weitere Schüler und Schülerinnen von Losheim nach Nunkirchen mit. Um das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen, haben Niklas Schäfer, Jule Kracht, Annika Traußneck und Amy Weber einen kritischen Kommentar auf der Internetseite der Schule veröffentlicht. Dieser wurde mit dem Sozialpreis des VdK Saarland ausgezeichnet, der im Rahmen des Axel-Buchholz-Preises vergeben wird. „Die Schülerinnen und Schüler haben sich eines Alltagproblems angenommen, das den Schulbetrieb erheblich stört, seit langem bekannt ist, aber von den Verantwortlichen offenbar geflissentlich ignoriert wird“, sagt VdK-Landesgeschäftsführer und Jury-Mitglied Peter Springborn.
Während Amy, die im sechs Kilometer entfernten Niederlosheim wohnt, morgens mit dem Bus kommt und nachmittags von ihren Eltern abgeholt wird, fahren Annika und Jule, die in Losheim wohnen, bei Niklas mit oder werden auch von den Eltern abgeholt. In ihrem Kommentar rechnen sie vor, dass ein Schüler durch verspätete oder verpasste Busse im Schnitt vier Tage im Jahr fehlt. Von ihrer Klasse seien zum Schulbeginn um 07:40 Uhr nur 17 von 25 Schülern anwesend, drei weitere kommen um 07:46, die übrigen um 07:50 Uhr, dies stört den Unterrichtsablauf erheblich.
Für die Schüler aus dem rund neun Kilometer entfernten Losheim klappt es zwar in der Regel, morgens pünktlich an der Schule zu sein. Doch der letzte direkte Bus zurück fährt nach der sechsten Schulstunde um 12:35 Uhr, der Unterricht endet aber erst nach der achten Stunde um 14:15 Uhr. Danach müssten die Schüler mehr als eine Stunde auf den nächsten Bus warten. Dazu schreiben die vier in ihrem Kommentar: „Einige denken sich jetzt bestimmt: Klar, die Wartezeit könnte man doch gut in der Schule mit der Erledigung der Hausaufgaben verbringen. Aber seien wir mal ehrlich – hätten Sie das als Schüler gerne gemacht? Nach 8 Schulstunden, 360 Minuten, 6 Zeitstunden pure Informationsvermittlung auf hohem Niveau – der Kopf ist voll – ist man froh, mal zuhause anzukommen, was zu essen und mal Pause zu machen.“
Auch die Anbindung ins sechs Kilometer entfernte Rappweiler am Nachmittag ist schlecht. Der Bus fährt dann mit einmal Umsteigen über Weiskirchen. In derselben Zeit kommt man von Rappweiler auch zum BBZ Merzig, obwohl dies über 20 Kilometer entfernt ist, also 15 Kilometer weiter weg als das BBZ Nunkirchen. „Nach Merzig sind die Verbindungen flexibler. Im Sinne der Nachhaltigkeit – kein guter Ansatz“, schreiben die Schüler. Eine von der Gruppe durchgeführte Befragung der Schülerinnen und Schüler ergab, dass 75 Prozent unzufrieden mit den Busverbindungen sind.
Die schlechten Verbindungen hätten sogar zu Abmeldungen von BBZ Hochwald geführt. Für einen Schüler und seine Familie aus dem 15 Kilometer entfernten Britten war der Aufwand von etwa einer Stunde Anfahrt pro Weg einfach zu hoch. Obwohl alle seine Freunde an der Schule sind, entschied er sich für einen Schulwechsel.
Auch die Verbindungen nach Schmelz sind aus Sicht der Schule schlecht getaktet: So fährt ein Bus nach der sechsten Stunde eine Minute nach Schulende ab, nach der siebten Stunde fünf Minuten vor Schulende. In die direkten Nachbarorte Oppen und Reimsbach, die etwa sieben Kilometer entfernt sind, fährt überhaupt kein Bus.
Für Schulleiterin Simone Göttert-Schwinn sind die schlechten Busverbindungen ganz klar ein Standortnachteil gegenüber Merzig, Saarlouis, Lebach oder Dillingen. Gerade auch vor dem Hintergrund, dass das BBZ Hochwald, das laut Schulleitung einen „sehr guten Ruf“ genieße, als einziges im Landkreis eine Werkstattschule bietet – eine berufsorientierte Schule für Schüler, die die allgemeine Schulpflicht noch nicht erfüllt haben. „Hier geht es vor allem darum, dass der ländliche Raum nicht abgehängt wird“, sagt Simone Göttert-Schwinn. Denn viele Eltern schätzten am BBZ Hochwald den „dörflichen und behüteten“ Charakter im Vergleich zu städtischen Berufsbildungszentren.
Die Problematik sei dem Landkreis und der Ministerpräsidentin, die ja selbst aus Nunkirchen stammt, bekannt, sagt Schulleiterin Simone Göttert-Schwinn. Mit dem Landkreis gab es bereits intensive Gespräche, die fortgeführt werden sollen. „Wir sind in der Lage, den Unterrichtsbeginn anzupassen, wenn das zu Verbesserungen führt“, sagt Simone Göttert-Schwinn. Sie bedauert, dass die Regionallinie R1 zwischen Merzig und Wadern über Losheim und Weiskirchen führt, nicht aber über Nunkirchen. Stattdessen müsse man in Wadern die R3 nach Nunkirchen nehmen. Große Hoffnung setzt die Schulleiterin in die Kreisverkehrsbetriebe Saarlouis, die einen Teil der Linien übernehmen soll. Bis dahin wird ein Teil der Schüler weiterhin mit dem Auto gebracht oder abgeholt.
Den Kommentar finden Sie auf Externer Link:www.bbz-hochwald.de
VdK-Sozialpreis
Der Sozialpreis des VdK Saarland ist mit 1000 Euro dotiert. Prämiert werden Beiträge zu sozialem Engagement, sozialem Zusammenhalt oder sozialem Frieden in Print, Radio, Fernsehen oder den Sozialen Medien. Der Axel-Buchholz-Preis wird seit 2014 an journalistischen Schülernachwuchs im Saarland verliehen.