Eine würdige Pflege war sein Herzensthema
Knapp 16 Jahre stand Armin Lang an der Spitze des Sozialverbands VdK Saarland. Im Herbst hatte er sich aus gesundheitlichen Gründen aus der Vorstandsarbeit zurückgezogen. Der Sozial- und Gesundheitspolitiker hat jahrelang an vielen Fronten gekämpft: Der Einsatz für eine würdige Pflege war als VdK-Landesvorsitzender sein wichtigstes Thema.
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Im Jahr 2008 war Lang zum Landesvorsitzenden des VdK gewählt worden, zu dem er schon seit seiner Kindheit eine enge Bindung hat. Denn sein Vater Karl Lang war Gründungsmitglied und unterstützte mehr als 40 Jahre lang als Vorsitzender des Ortsverbandes Ostertal am Küchentisch Kriegsversehrte und Witwen beim Ausfüllen von Anträgen.
„Ich erinnere mich noch gut daran, als er sich in den 50er Jahren mithilfe von selbst gezimmerten Gehhilfen zusammen mit Gleichgesinnten in einen Bus zwang, um nach Saarbrücken oder Bonn zum Demonstrieren zu fahren. Ein Bundesversorgungsgesetz mit umfassenden Rechtsansprüchen für die Kriegsversehrten und ihre Angehörigen war ihr Ziel. Und sie schafften es! Das war der erste große Erfolg des VdK“, sagte Armin Lang 2017 in einem Interview mit der VdK-Zeitung anlässlich seines 70. Geburtstag, der auch Geburtstag des VdK ist. Denn Armin Lang, der am 21. November 77 Jahre alt wird, ist 1947 geboren, im Gründungsjahr des VdK Saarland.
Das Engagement des Vaters prägte den Sohn, der später soziale Arbeit und Sozialpädagogik studierte und 1969 Mitglied der SPDkurz fürSozialdemokratische Partei Deutschlands wurde. Nach dem Studium arbeitete Lang für das Diakonische Werk an der Saar. 1977 gründete er mit der „Neuen Arbeit Saar“ eine Beschäftigungsgesellschaft für Langzeitarbeitslose. „Diese Arbeit hat ihnen Würde und Lebensinhalt gegeben. Jeder verdient eine zweite und dritte Chance. Es ist unvorstellbar, in welcher Not viele Menschen in unserem reichen Land leben, während andere nicht wissen, wohin mit ihrem Geld. Diese Ungerechtigkeit ist wie ein Stachel, der mich antreibt“, sagte Lang 2017. Ab 1990 unterstützte Lang den Aufbau einer saarländischen Landesvertretung des Verbandes der Ersatz-Krankenkassen (vdek), die er später auch leitete.
Von 1985 bis 2009 war Lang Mitglied des Saarländischen Landtages und gesundheits- und sozialpolitischer Sprecher der SPDkurz fürSozialdemokratische Partei Deutschlands-Fraktion. Neben der Gesundheitspolitik war die Pflege sein größtes Herzensthema. Bereits in den Siebzigerjahren war Armin Lang Gründungsvorsitzender der ersten Sozialstation im Saarland und kämpfte als Landtagsabgeordneter bundesweit für die Einführung der Pflegeversicherung, die er als Leiter der vdek-Landesvertretung ab 1994 auch im Saarland umsetzte.
Als Landes- und Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokraten im Gesundheitswesen gab er entscheidende Impulse für die Pflegereformen und realisierte seine Idee zur professionellen Pflegeberatung in den ersten bundesweiten Modell-Pflegestützpunkten in St. Wendel und Ingelheim am Rhein. „Wir mussten jahrelang Überzeugungsarbeit beim Bundesgesundheitsministerium und auf Landesebene leisten, dass es professionelle Pflegeberatung braucht. Der demografische Wandel trifft das Saarland besonders hart, deshalb bot es sich an, hier eine Modellregion für Pflegeberatung zu schaffen“, erinnerte sich Lang in einem Interview 2019.
Als Mitinitiator der VdK-Kampagne „Große Pflegereform jetzt!“ war Armin Lang wesentlich daran beteiligt, demenzkranke Menschen in den Leistungskatalog der Pflegeversicherung einzubeziehen. Mit der Aktion „Pflege macht arm!“ forderte er immer wieder, dass der ständig steigende Eigenanteil für Pflegebedürftige gedeckelt wird. Dass Pflegeheimbewohner am Ende ihres Lebens Sozialhilfe beantragen müssen und zu „Taschengeldempfängern“ werden, war ihm immer ein Dorn im Auge. Die durch die Pflegereform eingeführten Zuschüsse bezeichnete er als „Tropfen auf den heißen Stein“ und forderte eine echte Reform der Pflegeversicherung, so dass die Betroffenen nur die Kosten für Unterkunft und Verpflegung bezahlen müssen.
In seiner Rolle als VdK-Landesvorsitzender scheute er sich nicht, die politisch Verantwortlichen konkret zu benennen. Während der Corona-Pandemie war es ihm ein großes Anliegen, pflegebedürftige Angehörige besser zu schützen und auf die Isolation und Vereinsamung von Menschen in Pflegeheimen aufmerksam zu machen.
Als Vorsitzender des sozialpolitischen Ausschusses nahm sich Lang relevanten sozialpolitischen Themen im Saarland an und setzte einen Schwerpunkt auf neue soziale Fragen wie Digitalisierung, Klimapolitik, steigende Armut, Chancenungleichheit bei Bildung, Mobilität oder Wohnen.
Auch im VdK Deutschland spielte Lang eine wichtige Rolle: Von 2010 bis 2018 war er Vorsitzender des Bundesausschusses, einem der wichtigsten Gremien des Bundesverbandes und Mitglied im sozialpolitischen Ausschuss des VdK Deutschland.
Jahrzehntelang engagierte sich Armin Lang zudem dafür, dass Menschen im Alter selbstbestimmt und trotz Einschränkungen zuhause leben können. Immer wieder forderte er die Einführung des präventiven Hausbesuchs bei älteren Menschen sowie des Modells einer „Gemeindeschwester“ nach dem Vorbild von Rheinland-Pfalz. Als Würdigung seines Einsatzes für ältere Menschen wurde er 2019 in das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) berufen.
Eine von Armin Langs bekannten Forderungen ist die Einrichtung eines gemeinschaftlichen Mittagsangebots in Kombination mit einem Bringdienst, um „auf Rädern zum Essen“ zu kommen und somit der Einsamkeit von alten Menschen entgegenzuwirken. In den vergangenen Jahren setzte Lang sich insbesondere für mehr Rechtssicherheit in der Betreuung von Pflegebedürftigen durch Menschen aus Osteuropa und bessere Unterstützung von pflegebedürftigen Angehörigen in der häuslichen Pflege ein, die gerade im Saarland besonders stark belastet sind. „Die pflegerische Versorgung in den eigenen vier Wänden muss uneingeschränkt möglich sein. Das Saarland braucht eine Offensive zur Vermeidung von Pflegebedürftigkeit“, sagte Lang bei der Vorstellung der VdK-Pflegestudie im Saarland vor zwei Jahren.
Im November 2023 teilte Armin Lang mit, dass er aus gesundheitlichen und persönlichen Gründen vorzeitig sein Amt aufgebe. „Das hat uns sehr überrascht, ist aber natürlich in vollem Umfang zu respektieren. Ob Vermeidung von Pflegebedürftigkeit, Bekämpfung von Altersarmut, die ungleiche Vermögensverteilung, nachhaltige Inklusion, Qualifizierung von Langzeitarbeitslosen, v Quartiersentwicklung, Mobilität oder der barrierefreie Umbau mit Unterstützung von Assistenzsystemen – das sind Themen, die für ihn immer zusammen gedacht werden mussten. Mit seiner Kompetenz und seiner umtriebigen Hartnäckigkeit hat er gezeigt, wie fruchtbar ehrenamtliches Engagement sein kann“, sagen seine Stellvertreter Dagmar Heib und Wolfgang Krause.