„Alle Impfstoffe schützen vor schweren Verläufen“

Experten und Verantwortliche erklärten bei der vom VdK organisierten Online-Veranstaltung, wie verträglich die Impfstoffe sind und wann mit mehr Impfungen zu rechnen ist. Mehr als 1000 Menschen sahen die Online-Diskussion.

Professor Sören Becker, Stephan Kolling, Bernd Schnabel und Peter Springborn bei der Fragerunde. Die Expertenrunde wurde live auf Zoom und YouTube übertragen.

„Alle Impfstoffe sind sicher und schützen zu über 95 Prozent vor schweren Verläufen bei einer Corona-Infektion, auch AstraZeneca“, sagte Professor Sören Becker vom Universitätsklinikum des Saarlandes bei der Online-Veranstaltung „Der VdK fragt nach: Ihre Fragen zur Corona-Impfung“ Ende März vor mehr als 200 Live-Zuschauern. Insgesamt verzeichnete das YouTube-Video mehr als 1700 Aufrufe – ein großer Erfolg für den VdK Saarland, der mit dieser Veranstaltungsform neue Kommunikationswege ausprobieren will, um Menschen zu informieren. 

Neben dem Leiter des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene standen Stephan Kolling, Staatssekretär im Gesundheitsministerium, und der zuständige Referatsleiter fürs Impfen, Bernd Schnabel, Rede und Antwort zu organisatorischen Abläufen der Impfung. Die Moderation übernahm VdK-Landesgeschäftsführer Peter Springborn.

Mehrere Hundert Fragen hatten den Sozialverband VdK Saarland zur Corona-Impfung erreicht: Die Sicherheit und Verträglichkeit von Impfstoffen bei bestimmten Vorerkrankungen standen dabei im Vordergrund – zusammen mit der Frage, wann mit einem Impftermin zu rechnen ist und ob man den Impfstoff frei wählen kann. „Solange wir so wenig Impfstoff haben, gibt es kein Wunsch- und Wahlrecht. Nur bei entsprechender medizinischer Indikation kann der impfende Arzt, also der Arzt im Impfzentrum oder der Hausarzt, anders entscheiden“, stellte Staatssekretär Kolling klar.

„Warum hat mein Nachbar schon einen Termin und ich nicht, obwohl ich zahlreiche Vorerkrankungen habe?“ – eine Frage, die sehr viele Menschen beschäftigte.  Kolling warb um Geduld und stellte klar, dass es sich bei der Impfterminvergabe nicht um eine Lotterie handle. „Dass die Impfung kommen wird, ist sicher, die Frage ist nur, wann.“ Die Abkehr vom Windhund-Prinzip sei gewünscht gewesen, daher würden jetzt Impflisten gebildet und durchmischt – über den Impftermin entscheide unter notarieller Begleitung ein Zufallsgenerator. 

Eine Unterpriorisierung innerhalb der Priorisierungsgruppen mache keinen Sinn, da bei der Anmeldung nicht das komplette Krankheitsbild der Person erfasst werden könne, erklärte Bernd Schnabel. Bei schweren Vorerkrankungen, die nicht in den starren Normenkatalog der Impfverordnung passten, sei aber die Möglichkeit einer Vorziehung durch die Härtefall-Kommission möglich, ergänzte Kolling. Rund 60 Prozent der Antragsteller würden eine positive Antwort erhalten.
Eine weitere Frage war, wie Menschen, die weder mobil sind noch Angehörige haben, ins Impfzentrum kommen können. Staatssekretär Kolling verwies darauf, dass die Hausärzte in den kommenden Monaten vermehrt Impfungen vor Ort anbieten werden. Dies gelte insbesondere für bettlägerige Patienten, die zu Hause versorgt werden. 

„Wir Hausärzte stehen bereit“, sagte der niedergelassene Hausarzt Thorsten Lenthe aus Oberkirchen in einem vor der Sendung aufgezeichneten Video. „Wenn praxistauglicher Impfstoff kommt, gehört er in die Praxen und nicht in die Impfzentren. Wir Hausärzte können schneller, effektiver und kostengünstiger impfen. Auch spüren wir den Wunsch der Patienten, aufgrund der Akzeptanz ihres Hausarztes, sich in der Praxis impfen zu lassen“, sagte Lenthe. 

Zum Abschluss erklärte Peter Springborn: „Wir hoffen, dass wir ein wenig die Angst vor bestimmten Impfstoffen nehmen und mehr Transparenz und Verständnis schaffen konnten, warum bestimmte Abläufe so sind, wie sie sind und nicht einfach geändert werden können – eben auch, weil zu wenig Impfstoff da ist.“ Bei Fragen sollten Patienten sich mit dem Arzt, der ihre Krankheitsgeschichte kennt, besprechen.