Abschluss der VdK-Demos für pflegende Angehörige - Mehr Entlastung gefordert
Bei einer “Demo ohne Menschen” hat der VdK Saarland mit Plakaten auf die hohe Belastung von pflegenden Angehörigen aufmerksam gemacht.

"18 Stunden Pflege täglich - wo bleibt da der Mindestlohn?", "Die Bürokratie frisst uns auf" oder "Wer seine Nächsten pflegt, braucht eine Altersvorsorge statt Armut" - mit solchen persönlichen Statements hat der Sozialverband VdK Saarland auf die Sorgen und Bedürfnisse von Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen bei einer "Demo ohne Menschen" in Saarbrücken aufmerksam gemacht.
Der stumme Protest vor der Europa-Galerie war der Höhepunkt einer landesweiten Demo-Tour im Rahmen der bundesweiten VdK-Kampagne "Nächstenpflege". Bei den „Demos ohne Menschen“ zeigte der VdK Forderungen von pflegenden Angehörigen auf Schildern, um ihnen eine Stimme zu geben – denn wer pflegt, hat keine Zeit, um zu demonstrieren.
"Pflegende Angehörige fühlen sich allein gelassen. Die Pflege macht sie körperlich und seelisch krank, weil es viel zu wenig Entlastungsmöglichkeiten gibt. Deshalb fordert der VdK verlässliche Versorgungsstrukturen. Die Zahl der Kurzzeit- und Tagespflegeplätze muss dringend ausgebaut werden", sagt der VdK-Landesvorsitzende Armin Lang. "Die häusliche Pflege ist am Limit. Pflegende Angehörige brauchen Versorgungsangebote, die zu ihren Bedürfnissen passen und unbürokratisch zugänglich sind“, ergänzt VdK-Landesgeschäftsführer Peter Springborn.
Das bestätigt auch die VdK-Pflegestudie. An der bislang größten Umfrage zur häuslichen Pflege in Deutschland nahmen bundesweit 60.000 und im Saarland rund 500 Menschen teil. Die Studie zeigt die hohe Belastung auf, die die Pflege verursacht: Zwei Drittel der pflegenden Angehörigen gaben an, täglich unter körperlichen Schmerzen zu leiden und die eigene Gesundheit zu vernachlässigen – etwa durch eine schlechte Ernährung oder zu wenig Schlaf. 35 Prozent gaben sogar an, dass sie die Pflege nur unter Schwierigkeiten oder eigentlich gar nicht mehr bewältigen können.
Der Studie zufolge können die meisten Entlastungsangebote aus diversen Gründen nicht in Anspruch genommen werden. Etliche Befragte gaben an, dass eine Zuzahlung geleistet werden müsste bzw. das Pflegegeld dadurch gekürzt würde. Der wichtigste Grund ist allerdings, dass es im Saarland viel zu wenig Angebote gibt: So sind im Saarland bei 55.000 zu Hause gepflegten Menschen nur etwa 500 Kurzzeitpflege-Plätze und rund 1000 Tagespflegeplätze verfügbar, obwohl dieses Leistungsangebot jedem zusteht. „Die Pflegekassen haben vom Gesetzgeber den Auftrag, die gesetzlichen Leistungsansprüche ohne Abstriche zu gewähren und die Landesregierung hat die Aufsicht darüber, dass die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden“, sagt Armin Lang.
Der VdK-Landesvorsitzende fordert, dass die Landesregierung schnellstens ein Krisentreffen der Verantwortlichen einberuft, in dem kurzfristig Initiativen zur ausreichenden Sicherstellung der Versorgung im Land verabredet und umgesetzt werden. Dazu zählen auch Leistungen, die pflegenden Angehörigen gesetzlich zustehen, für die es im Saarland aber gar keine Angebote gibt, wie Rehamaßnahmen für Angehörige bei gleichzeitiger Versorgung der pflegebedürftigen Menschen.
Die VdK-Studie belegt, dass Angehörige, die eine Pflegeberatung in Anspruch nehmen, passgenauere Hilfen bekommen. „Bei fast 40 Pflegeberaterinnen und -Beratern in acht Pflegestützpunkten im Saarland müsste es keine Pflegebedürftigen ohne passenden Hilfeplan geben“, betont Armin Lang und fügt hinzu: „Es ist schlimm, wenn die pflegenden Angehörigen als die 'Schwerstarbeiter der Nation' auch noch um ihre Rechte kämpfen müssen und die Pflege- und Krankenkassen, aber auch die Sozialhilfeträger, ihren gesetzlichen Pflichten nicht nachkommen und den betroffenen Menschen Hilfen nicht offensiv anbieten. Ehrliche Beitrags- und Steuerzahler haben einen derartigen Umgang nicht verdient.“
Mit der bundesweiten Kampagne „Nächstenpflege“ will der Sozialverband VdK erreichen, dass pflegende Angehörige mehr Hilfe im Haushalt, bei der Pflege und bei der Betreuung erhalten. Dafür müssen mehr Plätze in der Tagespflege, in der Nachtpflege und in der Kurzzeitpflege geschaffen werden. Alle Unterstützungsleistungen sollten in einem Budget zusammengefasst werden, damit pflegende Angehörige gemeinsam mit den Pflegebedürftigen und einer professionellen Pflegeberatung unbürokratisch und flexibel passende Hilfen auswählen können.
Mehr Infos unter Externer Link:www.vdk-nächstenpflege.de