Mehr Sensibilität für unsichtbare Behinderungen gefordert

Anlässlich des heutigen Europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen fordert der Sozialverband VdK Saarland mehr Sensibilität für unsichtbare Behinderungen. 

So stoßen etwa Menschen mit Hör- oder Sehbehinderungen, mit chronischen Krankheiten, aber vor allem auch mit psychischen Beeinträchtigungen wie Autismus, Depression oder Angststörungen auf mangelndes Verständnis und etliche Barrieren, zum Beispiel im Gesundheitswesen. 

„Hier braucht es mehr Sensibilisierung und Weiterbildung des Personals, um die Kommunikation an die Bedürfnisse von Menschen mit nicht sichtbaren Symptomen anzupassen. Es geht um eine Kommunikation auf Augenhöhe“, sagt die VdK-Landesvorsitzende Dagmar Heib. Analog zu den Demenzbeauftragten, die jetzt in saarländischen Kliniken verpflichtend eingeführt werden, sollten dort auch Schutzbeauftragte für besonders vulnerable Patientengruppen etabliert werden, damit deren Bedarfe gesehen und gehört werden und sie sich sicher fühlen können statt ausgeliefert.

„Menschen mit unsichtbaren Behinderungen haben oft einen hohen Leidensdruck und Angst vor Stigmatisierung. Denn ihre Symptome sind nicht sichtbar wie ein Rollstuhl oder eine Prothese, so dass sie häufig Verständnislosigkeit oder sogar Ablehnung erleben, weil man ihr Leid nicht sieht und daher auch nicht ernst nimmt. Gleiches gilt für die Barrieren, die oft nicht baulicher Natur sind wie eine Treppe. Umso wichtiger ist es uns als Sozialverband, über unsichtbare Behinderungen zu sprechen und diese aus der Tabuzone zu holen.“ 

Gerade bei seelischen Behinderungen sei mehr Aufklärungsarbeit nötig, um Vorurteilen entgegenzuwirken. Ein weiteres Problem im Saarland ist die lange Wartezeit auf einen Therapieplatz, so dass Betroffene lange auf sich gestellt sind. Eltern von autistischen Kindern warten ebenfalls extrem lange auf eine Diagnose, die jedoch Voraussetzung ist, um sozialrechtliche Leistungen wie Schulassistenz, Nachteilsausgleiche, eine Autismus-Therapie oder Hilfen bei der Ausbildung in Anspruch nehmen zu können. Für erwachsene Menschen mit Autismus gibt es fast gar keine Möglichkeiten der Diagnose, so dass sie gezwungen sind, für das zeitlich aufwändige Verfahren in andere Bundesländer auszuweichen. Hier müssen aus Sicht des VdK dringend mehr Diagnostik-Angebote geschaffen werden. 

Eine Autismus-Spektrum-Störung betrifft bis zu einem Prozent der Bevölkerung, im Saarland also rund 10.000 Menschen, und zählt damit zu den Behinderungen, die zwar weit verbreitet, aber eher unbekannt sind.