Bezahlbarer Wohnraum: Das Land ist gefordert!
Mehr Anstrengungen beim sozialen Wohnungsbau fordert der Sozialverband VdK Saarland anlässlich der morgigen Expertendiskussion zum Thema bezahlbarer Wohnraum des Bündnisses „Bezahlbarer Wohnraum Saar“ in der Arbeitskammer.
„Die öffentlichen Wohnungsbaugesellschaften müssen stärker in die Verantwortung genommen und die Bundesmittel für den sozialen Wohnungsbau endlich abgerufen werden“, sagt VdK-Landesvorstandsmitglied Wolfgang Lerch.
Jährlich stehen dem Saarland 42 Millionen Euro zur Verfügung, die jedoch bislang kaum genutzt wurden. Die Folge: Innerhalb von 20 Jahren ist die Zahl der Sozialwohnungen im Saarland um 90 Prozent zurückgegangen auf derzeit 826 Wohnungen – um den Bundesschnitt zu erreichen, müssten es 12.000 sein. „Das Saarland ist hier Schlusslicht. Das ist besonders dramatisch angesichts der Tatsache, dass in unserem Bundesland die Belastung durch die Wohnkosten im Verhältnis zum Einkommen mit 39 Prozent höher ist als in jedem anderen Bundesland. Hinzu kommt, dass die Neumieten im Saarland seit 2021 mit 26 Prozent deutlich stärker gestiegen sind als in vielen Großstädten, so dass es auch für Familien mit mittlerem Einkommen immer schwieriger wird, bezahlbaren Wohnraum zu finden“, sagt Lerch.
Hier könnte das Land schnell Abhilfe schaffen: Seit 2015 können die Landesregierungen Gebiete mit einem angespannten Wohnungsmarkt bestimmen. Neben Sachsen-Anhalt ist das Saarland das einzige Bundesland, das keine entsprechende Rechtsverordnung erlassen hat. „Das würde den Kommunen neue Möglichkeiten im Mietrecht eröffnen. Ohne die Mietpreisbremse, die bis 2029 verlängert werden soll, haben sie kaum Handlungsspielraum“, so Lerch.
Weitere notwendige Maßnahmen sind aus Sicht des VdK die verbindliche Umsetzung von Sozialquoten bei Neubauten in Städten und Gemeinden, die Erhöhung der Einkommensgrenzen für Wohnungssuchende, die Förderung von nachbarschaftlichen Strukturen oder die Umwandlung von Leerständen zu nutzbaren Wohnungen. „Dies setzt neben den politischen Entscheidungen auch eine handlungsfähige Personalisierung in der öffentlichen Verwaltung voraus“, sagt Lerch. Um den sozialen Wohnungsbau effektiv voranzutreiben und für mehr Transparenz zu sorgen, brauche es ein „Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen“, das es derzeit nur im Regionalverband Saarbrücken gibt, auf Landesebene.
Ein weiteres Problem, das oft unter den Tisch falle, sei der steigende Bedarf barrierearmer Wohnungen. „Die Zahl älterer Menschen wird bis 2035 um 45.000 zunehmen. Schon jetzt haben vier Fünftel der Seniorenwohnungen keinen stufenlosen Zugang, es fehlen rund 40.000 barrierearme Wohnungen. Die bestehenden Förderprogramme müssen intensiviert und mehr rollstuhlgerechte Wohnungen gebaut werden“, so Lerch.
Expertendiskussion am Donnerstag
Der Sozialverband VdK Saarland ist Teil des Bündnisses „Bezahlbarer Wohnraum Saar“, das vor einem Jahr einen Neustart in der saarländischen Wohnungspolitik gefordert und ein 10-Punkte-Programm vorgelegt hat. Zu den Bündnispartnern gehören neben dem VdK die Arbeitskammer, der Deutsche Gewerkschaftsbund, die Industriegewerkschaft Bauen-Agar-Umwelt und der Mieterbund. Am Donnerstag, 03. Juli 2025, diskutieren Experten des Bündnisses unter dem Titel „Bezahlbarer Wohnraum – Zeit für eine mutige Landespolitik“. Die Veranstaltung findet von 19:00 Uhr bis 21:00 Uhr im Großen Saal der Arbeitskammer statt. Infos und Anmeldung unter Externer Link:http://arbeitskammer.de/wohnraum.