Barrierefreier Nahverkehr duldet keinen Aufschub!
Anlässlich des morgigen Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung fordert der Sozialverband VdK Saarland mehr Anstrengungen für einen inklusiven Nahverkehr.
Denn das Saarland ist nach wie vor Schlusslicht bei der Barrierefreiheit: Nur 48 von 77 Bahnstationen sind stufenfrei erreichbar, wie die Deutsche Bahn (DB) dem VdK Saarland auf Anfrage mitteilte. Das entspricht 62 Prozent; der Bundesschnitt liegt bei rund 80 Prozent.
„Laut Personenbeförderungsgesetz sollte der öffentliche Nahverkehr seit Anfang 2022 barrierefrei erreichbar sein – davon ist das Land immer noch weit entfernt. Menschen mit Mobilitätseinschränkungen müssen jede Fahrt minutiös planen und können sich nicht darauf verlassen, ohne Hindernisse an ihr Ziel zu kommen. Zugleich gibt es im Saarland immer noch keine Möglichkeit, im Internet gezielt nach barrierefreien oder Barrieren berücksichtigenden Verbindungen zu suchen, obwohl diese schon vor zehn Jahren versprochen wurde. Dass die Betroffenen hier immer weiter vertröstet, ist nicht länger hinnehmbar. Menschen mit Behinderungen sind auf Barrierefreiheit angewiesen, sie ist ein Grundrecht und kein Luxus“, sagt VdK-Landesvorstandsmitglied Dr. Daniel Bieber.
Zwar haben die DB und das Saarland Anfang 2022 in einer Rahmenvereinbarung die Modernisierung von 31 Bahnhöfen beschlossen, jedoch wurden mehrere Projekte zurückgestellt. In Güdingen rückt der 2023 anvisierte Umbau auf 2026. Auch in Ottweiler soll die seit Jahren erwartete Barrierefreiheit erst nächstes Jahr abgeschlossen sein. In Ensdorf wurde der 2024 vorgesehene Baubeginn mehrmals verschoben und ist mittlerweile für 2028 eingeplant. Ebenfalls auf 2028 verschoben wurde der Umbau des Saarbrücker Ost-Bahnhofs (2024 geplant), Landsweiler-Reden (statt 2026), Rohrbach (2026) und Schiffweiler (2027).
Viele Bahnhöfe sind zudem für sehbehinderte Menschen voller Hindernisse: Nur 57 Prozent der Bahnstationen im Saarland verfügen inzwischen über taktile Leitsysteme wie Handläufe oder Blindenleitstreifen (Bundesschnitt 67 Prozent). „Die Bedürfnisse von Menschen mit Sehbehinderung werden beim Thema Barrierefreiheit bisher nicht ausreichend berücksichtigt. Für viele ist es eine große Überwindung, allein mit Bus oder Bahn zu fahren“, sagt Dr. Bieber.