„Ich fühle mich jetzt selbstbewusster“
Wie kann ich mich bei einem Angriff erfolgreich wehren? Das erfuhren mehr als 20 Interessierte am Samstag bei einem Selbstverteidigungskurs. Die Leitung hatte Claudia Menges, Vorsitzende des Ortsverbandes Wallerfangen und des Judovereins.

Tanja Breuer sitzt auf einem Stuhl, als sie von hinten angegriffen wird. Sie greift die Hand des Angreifers, verdreht sie und beugt sich nach vorn. Mit einem Knall landet der junge Mann auf der Matte. Tanja Breuer ist überrascht. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich so viel Kraft habe.“ Die 49-Jährige nimmt mit ihrer Tochter Jule (13) an einem Selbstverteidigungskurs teil, den der VdK-Ortsverband Wallerfangen organisiert hat. Dessen Vorsitzende Claudia Menges leitet seit über 20 Jahren den örtlichen Judoverein und weiß sich zu wehren.
„Ich gehe mit einem ganz anderen Selbstbewusstsein durch die Welt“, sagt die 60-Jährige, die seit ihrem fünften Lebensjahr Judo trainiert. Mit ihren Tipps will sie den über 20 Teilnehmenden, darunter sowohl ältere Frauen als auch Kinder, vermitteln, dass jeder und jede sich wehren kann und es nicht auf die Größe ankommt. „Bei einem Angriff entwickelt der Körper durch das Adrenalin eine Kraft, die ihr nicht kennt, die ihr euch nicht vorstellen könnt! Und diese Kraft braucht ihr.“
Denn nur „mit den Händen zu wedeln“ und zu schreien, bringe nichts. „Ihr müsst euch richtig wehren. Ihr dürft nicht denken, dass ihr dem Angreifer weh tut, sondern daran, dass er euch weh tun will“, unterstreicht Menges. „Du hast eine Kraft, das ist mega“, sagt Tanja Breuer zu Monika Meyer. Die 74-Jährige ist Mitglied im Vorstand des Ortsverbandes Wallerfangen und hat sich gerade aus den Armen der Trainingspartnerin befreit.
Unterstützt von Mitgliedern des Judovereins zeigt Menges in drei Stunden in der Gemeindehalle Walderfingia etliche Tricks und Stellen, die den Gegner entwaffnen, wenn man sie trifft. Sie zeigt auch, wie Alltagsgegenstände – ein Schirm, ein Schlüssel, ein kleines Deo oder eine eingerollte Zeitung – als Waffe zur Selbstverteidigung eingesetzt werden können. Auch die richtige Reaktion auf einen Messerangriff wird geübt.
Margit (60) nimmt teil, weil sie sich mehr Sicherheit wünscht. „Man hat manchmal so ein schummriges Gefühl, gerade wenn man mit der Bahn unterwegs ist. Die Tipps sind sehr alltagstauglich, es ist keine Turnveranstaltung“, sagt sie. „Es ist einfacher als gedacht. Ich fühle mich jetzt besser gewappnet“, sagt Katja. Auch Isabelle Morguet, die mit ihrem Mann gekommen ist, ist begeistert. „Man hört ja viel in den Nachrichten und will sich sicherer fühlen. Ich fühle mich jetzt selbstbewusster.“
Inklusiver Judoverein
Der Judoverein Wallerfangen ist offen für Menschen mit Behinderungen. „Bei uns trainiert zum Beispiel ein fast blinder Junge. Wir haben auch Kinder mit Gehbehinderung, Lernschwäche, ADHS oder geistiger Behinderung. Das Training fördert das Selbstbewusstsein. Aber auch die anderen Kinder profitieren davon, weil sie den Umgang lernen und dass niemand wegen einer Behinderung ausgeschlossen wird“, sagt die Vorsitzende des Judovereins, Claudia Menges. Mehr Infos: Externer Link:https://judo-wallerfangen.de